Dienstag, 5. Juni 2012

L-Form Bakterien und Multiple Sklerose (MS)

Der Versuch, Krankheiten unbekannter Ätiologie, als “Autoimmunkrankheiten” zu betrachten, hat möglicherweise die Untersuchung für ihre wahre Ursachen eher behindert. Ein gutes Beispiel könnte die Multiple Sklerose sein. Sie wird nach herkömmlichen Verständnis als Autoimmunkrankheit angesehen, die das zentrale Nervensystem angreift.
 Jedoch hat es nicht an Hinweisen gefehlt, die diese Krankheit als eine infektiöse vermuten liessen. Vermutungen hierüber reichen bis zum letzten Jahrhundert und noch weiter zurück.

Da ist das berühmte Beispiel mit den Faröer Inseln und der MS. Die Krankheit war bis zur Ankunft von Britischen Truppen in Zweiten Weltkrieg (1939) völlig unbekannt. Dafür gab es in den darauffolgenden 20 Jahren mehr als 24 Erkrankungen zu verzeichnen; also schien die Krankheit “eingeschleppt” worden zu sein.
In den 20er Jahren hatte der Heidelberger Arzt und Forscher,  Dr. Gabriel Steiner, die Vermutung geäussert, dass MS durch Spirochäten verursacht würde. Er kam zunächst auf die Spirochäten durch “vergleichende Pathologie”, d.h. man sucht eine Krankheit mit bekannten Erreger, deren Symptome der zu untersuchenden Krankheit ähneln. Später gelag G. Steiner der Nachweis der Spyrochäten mit Versilberungstechniken, obwohl die Fachleute von damals und von heute skeptisch waren und noch immer sind. Die Fachwelt verlangt zwar den Nachweis der Bakterien als Ursache, sobald jedoch die Bakterien nachgewiesen sind, werden sie sehr schnell als Co-Infektionen oder Superinfektionen tituliert und damit ausser acht gelassen, frei nach dem Motto “es kann nicht sein, was nicht sein darf”. Ähnlich erging es Alan Cantwell (und Victoria Livingston) mit seinem Buch “The cancer microbe” und ähnlichen Veröffentlichungen über die Ätiologie von Krebs. Diese Veröffentlichung (Englisch) enthält eine sehr gute Zusammenfassung.

Ein Preview der Steiner Arbeit kann im Springerverlag kostenlos besichtigt werden. Er entwickelte auch eine Behandlungsmethode, die aber keinen grossen Erfolg hatte und mittlerweile dürfte auch klar sein, warum nicht. Zellwand-defiziente Bakterien haben nun mal keine Zellwand, die das Antibiotika zerstören kann.
Viele Jahre später wurde diese These wieder aufgeworfen, diesmal von dem Schweizer Hausarzt und Internist Markus Fritzsche. Er untersuchte statistische Korrelationen zwischen weltweiter Zeckenaktivität und MS (und auch Schizophrenie). Man wusste über Schizophrenie schon lange, dass das Risiko, an dieser Krankheit zu erkranken am grössten ist, wenn das Kind in Winter oder im Frührjahr zur Welt kommt.
In den 50er Jahren untersuchte ein Französischer Wissenschafter, Paul Le Gac, die mögliche Behandlung von MS durch Antibiotika (tetrazykline). Er vermutete ebenfalls bakterielle Erreger als Ursache und zwar wieder einen intrazellulären Erreger, die Rikettsien. Seine Arbeiten erstreckten sich bis in die 70er Jahre. Einen Überblick über seine Arbeiten kann man hier lesen.

Lida Mattman, eine annerkante Wissenschaftlerin, die für den Nobelpreis nominiert wurde (1998), isolierte ebenfalls Spirochäten aus der Rückenmarktflüssigkeit von MS-Patienten. Viele Bilder sind in ihrem berühmten Werk “Stealth Pathogens” zu sehen. Ähnliches fand sie bei ALS-Patienten.

Die Suche nach möglichen Pathogenen als Auslöser für die Multiple Sklerose ging weiter: Norwegischen Wissenschafltern fielen  (2001) ebenfalls die von Steiner bekannten Spyrochäten in der Gehirn- und Rückenmarkflüssigkeit von 10 MS-Kranken auf. Besonders interessant war die Entdeckung von deren L-Formen (Infection 29, 315-319(2001)), s. auch Artikel im Nervenaerztebund. Also genau die Form, die Trevor Marshall als Ursache für diese und viele andere Krankheiten (”Autoimmun”) identifiziert hatte. Wobei Marshall nicht nur eine Bakteriensorte berücksichtigte, sondern mehrere. Also eine Abkehr von den sogenannten “Koch Postulaten”, die aus dem 19. Jahrhundert stammen.

Andere Forscher, wie Stratton und Wheldon wiederum identifizierten Chlamydien als möglicher Erreger. Man merke, dass alle Pathogene, die in die engere Auswahl kamen, intrazellulären Erreger sind. Viele Labors rund um den Globus hatten auch mit unterschiedlichen Nachweismethoden Chlamydien DNA bei MS-Patienten entdeckt (zwar nicht bei allen, aber bei statistisch signifikanten Prozensätzen).

Wheldon entwickelte das sogenannten “Wheldon Protokoll”, basierend auf einer Antibiose mit unterschiedlichen Antibiotika. Die beiden Wissenschaftler publizierten ihre Arbeit in September 2006.
Interessanterweise hatte Wheldon ebenfalls die Vermutung, dass neben Chlamydien noch weitere Erreger ihr schädliches Werk treiben. U. a. auch den Epstein-Blarr-Virus. Wheldon: “… It seems likely: we have been living with these beings, their genome trapped within ours, for untold time.”
Ein Konzept, welches von Marshall als “Metagenomics Microbiota” bezeichnet wird. Die Frage, welcher Erreger zuerst kam, ist fast irrelevant. Es ist die statistische Kombination von mehreren intrazellulären Pathogenen über die gesamte Lebenszeit, deren Produkte direkt mit nucleare-Rezeptoren wechselwirken, insbesonders mit dem Vitamin-D-Rezeptor VDR. Ein Effekt, der mittlerweile von Experimenten bestätigt wird: Forscher haben z. B. an lebenden Borrelien Bakterien entdeckt, deren Genen genau ihre Expression beeinflussen. Der VDR war ebenfalls darunter, unter vielen anderen. Alleine der Epstein-Blarr-Virus vermindert die Expression des VDR um einen Faktor von 10.
Siehe Diskussion dazu im Marshallforum sowie das Posting “Das Marshall Model der Autoimmuner-krankungen”.

Die vermutete “genetische Ursache” stellt sich damit in einem ganz anderen Licht dar: Die Gene sind in Ordnung, nur ihre Tranksription ist gestört.
Passend dazu die Beobachtung: Man hat 2007 herausgefunden, dass bei eineiigen Zwillingen, bei denen ein Geschwister an MS erkrankte, die MS Erkrankungswahrscheinlichkeit des anderen am niedrigsten ist, je mehr sich das Kind draussen der Sonne ausgesetzt hatte. Weil vermutlich die angeborene Immunabwehr als Folge der besseren Vitamin-D-Versorgung besser gegen die intrazelullären Parasiten geschützt hat. Nach der Erkrankung jedoch ist der Vitamin-D-Stoffwechsel gestört, wie man in diesem Blog hinreichend lesen kann.
Die Hinweise auf die bakterielle Pathogenesis der MS sowie einer Vielzahl von “unerklärlichen” Autoimmun-Erkrankungen wächst von Jahr zu Jahr. Siehe z.B. den Bericht von US-Forschern, die eine von Bakterien produzierten Substanz (DHC´s) isoliert haben. Die genannte Substanz vermag starke MS-Symptome an Mäusen zu verursachen.
Das soll ein Beispiel einer “Autoimmunkrankheit” sein, deren Gründe viel komplizierter und vielfältiger sind als vermutet wird. Sind aber Pathogene als Erreger in Sicht, besteht auch Hoffnung auf Heilung. Also lohnt es sich in dieser Richtung weiterzudenken, so wie Dr. Gustav Steiner, Lida Mattman, Alan Cantwell, Virginia Livingston und Trevor Marshall.

Die medizinische Welt ist weiterhin skeptisch, aber was hatte man über Louis Pasteur erzählt ?
“La théorie des germes de Louis Pasteur est une fiction ridicule” (*) Pierre Pachet, professor of physiology, Toulouse (1872).
(*)” Die Theorie der Pathogenen von Louis Pasteur ist eine absurde Fiktion”

Quelle: http://autoimmun.net/2009/06/l-form-bakterien-und-multiple-sklerose-ms/

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